




Wie alles begann
Warum dieses Engagement für Kinder von Philippi?
Initiatorin Jenifer Girke erzählt Ihnen, wie alles begann:
Jeder wollte in die USA. Das große, spannende Amerika – davon träumten die meisten meiner Mitschüler*innen. Bei mir sah das anders aus: Anstatt „big, bigger, America“ entschied ich mich für „poor, poorer, Africa“ oder sollte ich besser sagen „amazing, more amazing, Africa“? Dieser Kontinent hatte es mir schon immer angetan – diese Lebensfreude, diese Wertschätzung von Mensch und Natur, diese Offenheit und Herzlichkeit, obwohl man doch selbst so wenig hat. Auch wenn ich bei weitem nicht alle Länder Afrikas erleben durfte, hatten bisher alle eines gemeinsam: eine unbändige Leidenschaft für das Leben und eine Nächstenliebe, die man in seinem eigenen Alltag oft vergebens sucht. Und doch: Dieser Kontinent braucht Hilfe. Südafrika braucht Hilfe.
Zunächst arbeitete ich in zwei Grundschulen im Suburb Grassy Park, circa zwanzig Kilometer entfernt von Kapstadt. Ich spielte mit den Jungen und Mädchen, verbesserte ihre und meine Englisch-Kenntnisse und zeigte ihnen Tag für Tag, dass sie geliebt und wertvoll sind. Sie hatten nicht viel – höchstens einen weißen Toast mit etwas Butter für die Pause, ihre Schulkleidung war gezeichnet von Flecken, Löchern oder beidem und das wenige Kleingeld, was sie besaßen, wurde schnell für billige Süßigkeiten ausgegeben, die den Zustand ihrer Zähne nicht wirklich verbesserten.
Eines Tages nahm uns eine Gastmutter mit nach Philippi und zeigte uns Philippi Children’s Centre. Als ich auf das Gelände trat, zischte der Wind, es war gerade Winter. In der Baby-Klasse schauten mich viele kleine Augen an, deren Armut quasi ins Gesicht geschrieben war. Ihre Familien schickten sie ungewaschen, ohne Essen und ohne warme Kleidung in das Kinderzentrum. Nicht etwa, weil sie schlechte Eltern waren. Sondern weil sie nichts hatten, was sie ihnen hätten mitgeben können und dies die einzige Möglichkeit war, dass ihre Kinder wenigstens eine Mahlzeit am Tag erhielten.
In den anderen Klassen sah es nicht viel anders aus. Die Mädchen und Jungs waren etwas älter, aber die Bedürftigkeit und Not war exakt dieselbe. Es dauerte nicht lange und ich war umgeben von einer Schar an Kindern, die nicht etwa mein Geld oder etwas zu essen wollten, sondern vor allem meine Aufmerksamkeit und Zuwendung. Mir war sofort bewusst: Hier will ich bleiben. Hier will ich helfen – jeden Tag, so lange es geht. Leider sah meine Organisation einen Wechsel nicht vor und das Kinderzentrum war zu sehr abgeschieden, um einen Transport zu gewährleisten. Außerdem wurde mir abgeraten, mich als „white single female“ in dieser Gegend aufzuhalten oder zu engagieren.
Daraufhin kündigte ich meinen Freiwilligendienst-Vertrag und blieb auf eigene Faust in dem Land. Meine Gastfamilie unterstützte mich und gemeinsam fanden wir eine Lösung, wie ich jeden Tag nach PCC kommen konnte. In den darauffolgenden Monaten wurde mir immer deutlicher, was den Kindern dort fehlte. Um zu lernen benötigte es mehr als Schulbücher oder Stifte. Sie brauchten einen Ort, an dem ihnen Wissen vermittelt wird, einen Transport, um an diesen Ort zu kommen und gesunde Nahrung sowie Kleidung, um aufnahmefähig und lernfähig zu sein. Jeder denke einmal daran, wie schlecht man sich konzentrieren kann, wenn man hungrig ist oder friert. Versorgung ist die Grundvoraussetzung für Bildung. Und Bildung ist die Grundvoraussetzung für ein unabhängiges Leben und eine faire Chance auf eine gute Zukunft.
Deswegen setzen wir in unserem Projekt auf eine umfassende Unterstützung: Kleidung, Essen, Transport und Schulaufbau. Als ich wieder in Deutschland war, erzählte ich von meinen Erlebnissen. Mein Stiefvater Ben Baars musste nicht viel hören, um selbst aktiv zu werden. Als Financial Manager und immer schon sozial engagiert wusste er genau, was zu tun war, um PCC mit einer Stiftung zu unterstützen. Ich bin ihm wahnsinnig dankbar, dass er das, was als kleiner Abiturientin-Traum begonnen hat, fortgesetzt hat und bis heute maßgeblich vorantreibt.
Als 19-Jährige wollte ich in das Land, um zu helfen – doch gleichzeitig lernte ich selbst so viel von den Menschen, die ich Tag für Tag sehen und erleben durfte. Sie zeigten mir, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben und wie einfach es sein kann, positiv und freundlich zu sein, egal wie düster es gerade aussieht. Und wie das in afrikanischen Großfamilien üblich ist: Man passt aufeinander auf und sorgt für einander. Bis heute sind sie Teil meines Lebens, ein Teil von mir.
Jetzt – zehn Jahre später – lade ich Sie ein, auch ein Teil vom Philippi Children’s Centre zu werden. Mit einer Spende oder Mitgliedschaft beim Kinderzentrum Capetown e. V. helfen Sie uns! Wir würden uns sehr darüber freuen.